Risiken

Haben alternative Therapiemethoden keine Risiken für mein Kind?

Der Hautzustand kann sich unter der Anwendung alternativer Behandlungsmethoden auch verschlechtern. Das geschieht vor allem dann, wenn sie anstelle von für die Behandlung medizinisch sehr wirksamer Mittel, wie zum Beispiel Cortison oder virenhemmende Präparate, eingesetzt werden und die Haut nicht angemessen behandelt wird.

Im folgenden möchten wir Ihnen drei Beispiele vorstellen, in denen Präparate fälschlicherweise als alternatives Produkt beziehungsweise als Naturprodukt bezeichnet wurden und somit unter falscher Voraussetzung eine Besserung der Neurodermitis versprachen. Die Wirkung dieser Präparate ließ sich auf Inhaltsstoffe zurückführen, die vom Hersteller nicht angegeben worden waren.

1. Beispiel:
Eine Firma stellte aus dem Fett von Nerzen eine Creme her, die unter den Namen „Goldnerzcreme – Aufbaucreme gelb“ und „Goldnerzcreme – Aufbaucreme weiß“ erhältlich war. Ein Nerzzüchter hatte das Mittel für die äußere Anwendung entwickelt und als Kosmetikprodukt für Neurodermitis-Patienten auf den Markt gebracht. Die Zeitschrift „Öko-Test“ (Novemberausgabe 1989) ließ die Salbe analysieren mit dem Ergebnis, daß in der Salbe natürliche Cortisone nachgewiesen wurden. Somit handelte es sich nicht um eine bedenkenlos anwendbare kosmetische Creme, sondern um ein medizinisch wirksames Präparat. Der Regierungspräsident in Köln hat die beiden als Kosmetika vertriebenen Aufbaucremes eindeutig als Arzneimittel ausgewiesen, ein arzneimittelrechtliches Verfahren gegen den Hersteller eingeleitet und den Verkauf verboten.

2. Beispiel:
In einigen Regionen Deutschlands kam 1994 das Produkt Peviderm®-Creme auf den Markt, das eine hervorragende Wirkung auf Hautentzündungen bei Neurodermitis hatte und als „Naturprodukt“ vertrieben wurde (so ein Bericht der Arbeitsgemeinschaft Allergiekrankes Kind im Jahr 1994). Nach einer pharmakologischen Analyse stellte sich hingegen heraus, daß der Creme ein bekannter Cortison-Abkömmling beigefügt war, der im Handel als Jellin® erhältlich ist. Die Patienten wurden ohne ihr Wissen mit Cortison behandelt.

3. Beispiel:
Auch Psorial, eine Salbe, die in Schweden vertrieben wird, enthält einen mittelstark wirksamen Cortison-Abkömmling. Dies wies Ende 1996 das Staatliche Medizinal-, Lebensmittel- und Veterinäruntersuchungsamt Südhessen nach. Das Regierungspräsidium Darmstadt hat daraufhin eindringlich vor diesem Produkt gewarnt. Das Produkt gelange illegal auf den deutschen Markt und sei zudem eine ungenehmigte, teurer angebotene Nachahmung eines in Deutschland zugelassenen, rezeptpflichtigen Arzneimittels. In bundesweit versandtem Werbematerial verspreche die schwedische Firma eine fast hundertprozentige Heilung unter anderem bei Neurodermitis.*

Aufgrund solcher Erfahrungen warnen wir Sie eindringlich vor einer allzu leichtfertigen Anwendung scheinbar sehr wirksamer Mittel, über deren Zusammensetzung aber keine oder nur wenig Angaben gemacht werden. Bedenken Sie auch, daß „natürliche“ Produkte nicht unbedingt harmlos sein müssen (zum Beispiel das erwähnte natürliche Cortison im Nerzöl).

Soll ich alternative Therapiemethoden ausprobieren?

Es gibt einige alternative Verfahren, wie der Einsatz von Cardiospermum (siehe Seite....) und Bittersüßstengel (siehe Seite....), die offenbar keine Schäden verursachen – abgesehen von allergischen Reaktionen, die bei jeder Anwendung auftreten können – und eine Besserung des Hautzustandes bewirken. Bei vielen anderen alternativen Therapiemethoden werden zwar Erfolge beschrieben, meist handelt es sich dabei jedoch um den sogenannten Plazebo-Effekt. Dieser Begriff beschreibt das medizinische Phänomen, daß sich ein Therapieerfolg einstellt, obwohl in dem Präparat, das die Betroffenen bekommen haben, keinerlei Wirkstoffe erhalten sind. Ursache dafür ist wahrscheinlich der feste Glauben des Patienten, daß das Präparat wirkt. Schon an anderer Stelle haben wir auf den Zusammenhang zwischen Psyche und Hautveränderungen hingewiesen. Ebenso wie eine schlechte psychische Verfassung den Hautzustand negativ beeinflussen kann, verbessert sich dieser möglicherweise durch eine positive Grundeinstellung. Da die Wirkung medizinisch nicht nachweisbar ist und in den meisten Fällen auf körpereigenen Heilungsprozessen beruht, sollten Sie nur finanziell akzeptable Methoden ausprobieren.

(*Quelle: Hautfreund, Zeitschrift des Deutschen Neurodermitiker Bundes e. V. 1/97, 37, 1997.)