Symbioselenkung

In der Therapie durch Symbioselenkung wird davon ausgegangen, daß im Darm eines Patienten mit Neurodermitis eine Stoffwechsel­störung vorliegt. In einem gesunden Darm befinden sich Bakterien, die für den Menschen unverdauliche Nahrungsbestandteile aufschließen. Sie sorgen auf diese Weise für ein günstiges Milieu, so daß Schadstoffe besser aus dem Darm entfernt werden können. Bei einem Patienten mit Neurodermitis, so die Anhänger der Symbioselenkung, sind vermehrt schädliche Pilze im Darm vorhanden, folglich arbeitet er nicht richtig: Es werden Giftstoffe durch den Darm in den Körper aufgenommen, die zu den Hautveränderungen führen. Eine Veränderung der Darmbesiedlung mit für den Patienten günstigen Keimen soll die Neurodermitis kurieren.

Ein ursächlicher Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Darmpilzen und Neurodermitis ist nicht belegt. In unserem Darm sind normalerweise verschiedene Darmpilze vorhanden. Wenn Pilze im Stuhl nachgewiesen worden sind, hat das allein noch keinen Krankheitswert. Die körpereigene Abwehr gegen schädliche Pilze, wie zum Beispiel den wichtigsten Vertreter der Hefepilz-Arten, Candida albicans, erfolgt in der Regel durch unser Immunsystem (vor allem T-Lymphozyten, Makrophagen usw.). Eine herabgesetzte Körperabwehr und andere Faktoren, die den Organismus schwächen, begünstigen die Besiedlung des Darms mit für den Organismus schädlichen Pilzarten.

Eine Besiedlung des Darms mit Hefepilzen verläuft zunächst oft unbemerkt. Sie gelangen mit der Nahrung in den Magen, wo sie von der Magensäure nicht angegriffen werden und so relativ leicht in den Darm vordringen können. Vermehren sie sich dort ungehindert, entsteht eine Pilzinfektion mit wässrigem Durchfall (oft verbunden mit Blähungen). Bei länger andauerndem Pilzbefall kann auch das Darmgewebe angegriffen werden.

Eine einfache Untersuchung des Stuhls reicht nicht aus, um eine klare Aussage über die Zusammensetzung der Darmflora zu erhalten. Vielmehr muß nicht nur die Hefeart, sondern auch die Menge der vorhandenen Hefepilze bestimmt werden, damit genaue Rückschlüsse auf die tatsächliche Besiedlung des Darmes mit diesen Pilzen gezogen werden können.

Wenn nachweislich eine Besiedlung des Darmes mit krankhaften Hefepilzen vorliegt, sollten Sie sie unter ärztlicher Aufsicht mit Hilfe entsprechender Medikamente (Antipilzmittel) beseitigen. Im Anschluß daran verabreicht der Arzt oft normale Darmbakterien oder Lactulose mit dem Ziel, dadurch das natürliche Gleichgewicht im Darm wieder herzustellen.

Die Abwehrreaktionen des Körpers auf die Pilzinfektion kann unter Umständen auch auf andere Organe als die Haut übergreifen und dort Entzündungen auslösen. In diesem Zusammenhang wird auch eine Beteiligung von Pilzinfektionen bei der Entstehung der Neurodermitis diskutiert, da die Hefen die Haut empfindlicher für Reize machen und so den Verlauf der Neurodermitis ungünstig beeinflussen können. Manche Wissenschaftler sind der Meinung, daß die Giftstoffe (Toxine) der Pilze die Hautentzündung direkt hervorrufen. Eindeutige Beweise für diese Theorie liegen aber nicht vor.

Bei manchen Menschen mit Neurodermitis scheint die Hefepilzart Candida albicans in größeren Mengen aufzutreten, ohne daß damit ein direkter Zusammenhang mit der Krankheit nachweisbar wäre. Einige Hautärzte und Spezialisten vermuten eine Verbindung zwischen der Menge der Antikörper im Blut, die gebildet werden, wenn der Darm in großem Umfang von Pilzen besiedelt ist, und der Schwere des Krankheitsbildes. Ein Hinweis darauf ist die Tatsache, daß bei einigen Neurodermitis-Patienten mit eindeutiger Feststellung eines Pilzbefalls des Darmes eine Behandlung mit Mitteln gegen Darmpilze (Antimykotika, vor allem Nystatin®) eine deutliche Besserung der Neurodermitis bewirkt.

Verfechter der Symbioselenkung empfehlen für die Darmsanierung eine sogenannte „Anti-Pilz-Diät“, die sehr genau beachtet werden muß und nur unter ärztlicher Anleitung durchgeführt werden sollte. Die Meinungen der Experten über den Sinn dieser Diät gehen auseinander. Es gibt keine klaren Beweise für die Wirksamkeit, und eine langfristige Durchführung ist sicherlich nicht gesund, da auf Obst weitgehend verzichtet werden muß. Die Basis dieser Diät ist der vollkommene Verzicht auf Zucker, denn dieser bildet die Nahrungs­grundlage des Pilzes. Weitere Informationen hierzu können Sie über den Deutschen Neurodermitis-Bund Hamburg oder die Arbeits­ge­meins­chaft Allergiekrankes Kind (siehe Adresse im Anhang) beziehen.