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Neurodermitis im Kindesalter


Allgemeines
Am stärksten ausgeprägt ist Neurodermitis oft in der Phase des Heranwachsens. Diese Zeit ist für alle Betroffenen schwierig, und nicht nur der kleine Patient muß sich mit der Krankheit auseinandersetzen, sondern auch sein gesamtes soziales Umfeld: Eltern, Geschwister, Erzieher/Lehrer und Freunde. (Dieses Informationssystem dient unter anderem dazu, auch unmittelbar nicht selbst Betroffenene entsprechend aufzuklären!).

Alle Beteiligten sollten sich mit der Krankheit auseinandersetzen und lernen, mit ihr umzugehen. Der kleine Patient muß nach Kräften unterstützt werden. Unbedingt zu vermeiden ist es, Kindern Schuldgefühle - in welcher Weise auch immer - zu vermitteln.
Es ist für alle Betroffenen wichtig, sich klarzumachen und zu akzeptieren, daß Neurodermitis eine angeborene chronische Krankheit ist, die zwar durch zahlreiche Maßnahmen gelindert werden kann bzw. deren Schübe eventuell verhindert werden können, die aber leider derzeit nicht heilbar im klassischen Sinne ist.

Dabei muß jeder Neurodermitiker selbst herausfinden, welche Situationen und Reize (spezifische Reize, unspezifische Reize, psychische Faktoren, Ernährung) bei ihm einen akuten Schub auslösen - was natürlich bei Kindern besonders schwierig ist und die aktive und positive Mitarbeit der Eltern erfordert.
Hilfreich kann in dieser Situation der Austausch mit anderen Betroffenen im Rahmen einer Selbsthilfegruppe, etwa dem Deutschen Neurodermitikerbund, sein. Genausowenig wie für das Kind, besteht für die Eltern Grund, Schuldgefühle zu entwickeln.

Neurodermitis ist eine der häufigsten Erkrankungen unserer Zeit, und die Ursachen sind sicher nicht in schuldhaftem Verhalten der Eltern zu suchen. Eltern und Kind sind - neben dem Arzt - selbst wichtige Therapeuten. Ebenso wichtig ist ein vertrauensvolles Verhältnis zu einem erfahrenen Hautarzt (Dermatologen) und eventuell Kinderarzt, der sich für den Patienten Zeit nimmt und möglichst über einen längeren Zeitraum kontinuierlich betreut. Obwohl es legitim sein kann, den Arzt auch einmal zu wechseln oder eine zweite Meinung einzuholen, ist "Doctor-Hopping" - d.h. verzweifeltes Rennen von einem Arzt zum nächsten in der Hoffnung auf "Heilung" auf lange Sicht eher kontraproduktiv. Aufgrund falscher Erwartungen wenden sich viele Eltern - nachdem die Ärzte "unserem Kind sowieso nicht helfen können" (wobei helfen oft fälschlicherweise mit heilen gleichgesetzt wird) - enttäuscht von der "Schulmedizin" ab und alternativen Heilverfahren zu. Vielen dieser Heilverfahren ist jedoch kritisch gegenüberzustehen. In Anzeigen, Talkshows und schlecht recherchierten Fernsehmagazinen werden auch schon mal vermeintliche Wundermittel angeboten. Gelegentlich tarnen sich Werbevereine auch schon mal als Selbsthilfegruppe - daher Vorsicht und Finger weg von allem, was 100%ige, rasche und teure Heilung verspricht (seriöse Selbsthilfegruppen finden sich im Adressverzeichnis).

Spezielle Therapie im Kindesalter Ebenso wie beim Erwachsenen ist eine ständige und sorgfältige Basistherapie unabdingbar - die Haut darf niemals austrocknen und muß daher mindestens 2x täglich eingecremt werden. Möglichst sollte man das Kind sich selbst eincremen lassen (Selbständigkeit fördern). Wichtig ist dabei, daß auch das Kind die verwendete Cremes/Salben akzeptiert und sich mit ihr "wohl" fühlt. Zu fette Cremes/Salben sind während des Tages weniger geeignet, da kosmetisch unschön und das Kind sich unwohl fühlt ("alles klebt"). Auch Cremes/Salben, die Harnstoff (Urea) enthalten, werden oft gerade von Kindern nicht so gut vertragen (Brennen auf der Haut). In akuten Schüben ist eine Therapie mit (schwach oder mittelstarken) kortisonhaltigen Präparaten oft unumgänglich. Eine übertriebene "Kortisonphobie" der Eltern ist meist unbegründet - bei richtiger Anwendung sind kortisonhaltige Cremes segensreich und Nebenwirkungen treten meist nur bei falscher (dauerhafter) Anwendung auf. Da oft auch eine Besiedelung der Haut mit Bakterien eine krankheitsunterhaltende Rolle spielen oder den Krankheitsverlauf verkomplizieren, behandelt der Arzt nässende Ekzemareale mitunter mit Farbstoffen (z.B. Gentianaviolett) und desinfizierenden Mitteln (Clioquinol). Im Falle einer sogenannten Impetigo (bakteriellen Hautinfektion mit Staphylokokken) oder auch in anderen Fällen werden unter Umständen auch Antibiotika in Tablettenform gegeben

Die Klimatherapie ist auch im Kindesalter eine wirksame und schonende Therapieformen. Da an der Ostseeküste im Mai bis September der Reizfaktor "Wind" weniger ausgeprägt ist, als etwa an der Nordseeküste, spricht man hier von einem "abgeschwächten Reizklima", welches besonders für Kleinkinder (3-6 Jahre) geeignet ist. Der Nachteil der Klimatherapie ist, daß sich die Erkrankung nach dem Kuraufenthalt sofort (oder nach ein paar Wochen) wieder verschlechtert. Mutter-Kind-Kuren werden in der Regel für Kleinkinder bis vier Jahren angeboten. Ein ärztliches Attest ist dazu notwendig, d.h. es muß dargestellt werden, daß ohne Begleitperson der Heilerfolg für das entsprechende Kind nicht gewährleistet ist. Die Begleitpersonen werden dann während des Kuraufenthalts in die Therapie des Kindes miteinbezogen.

In der Regel werden den Eltern Schulungsprogramme angeboten, die darauf abzielen, das wesentliche Wissen über die zugrundeliegende Krankheiten zu vermitteln, Bewältigungsstrategien bis hin zum Krisenmanagement aufzuzeigen. Ab einem Alter von etwa vier Jahren ist eine Trennung von den Eltern vertretbar und in gewissem Maße sogar von Vorteil. Bezüglich der Dauer des Kuraufenthaltes gelten bei Kindern und Jugendlichen Ausnahmeregelungen, d.h. der Gesetzgeber hat für diese Patientengruppe festgelegt, daß von vornherein eine längere Dauer als die sonst üblichen 3 Wochen beantragt und genehmigt werden kann. Ebenso gilt bei Kindern und Jugendlichen für die Wiederholung von Rehabilitationsmaßnahmen nicht die 4-Jahresfrist; u.U. können jährlich Maßnahmen genehmigt werden (z.B. bei Asthma bronchiale). Kinder und Jugendliche müssen keine tageweise Zuzahlung leisten. Dies gilt ebenso für die medizinisch begründete Begleitperson. Sprechen Sie das Thema Klimakur bei Ihrem Hautarzt an. Im Gegensatz zu Erwachsenen wird eine Phototherapie bei Kindern unter 12 Jahren nur äußerst zurückhaltend eingesetzt (Erhöhung des Risikos für Hautkrebs).

Juckreiz Auch im Kindesalter steht im Vordergrund der quälende Juckreiz. Juckreiz kann durch äußere Faktoren hervorgerufen werden (z.B. bei Nahrungsmittelallergie, falsche Bekleidung (z.B. Schurwolle), Zigarettenrauch und Schadstoffe, Hausstaub usw.), daher steht im Mittelpunkt der Bemühungen zunächst, alle spezifischen und unspezifischen Reize zu vermeiden bzw. alles auszuschalten, die Juckreiz fördern oder auslösen können. Nicht zu unterschätzen sind auch die psychischen Auslöser für "Kratzanfälle": Konfliktsituationen - aber auch Langeweile - kann Juckreiz auslösen. Dabei kommt es - bei falscher Reaktion der Eltern oder anderer Anwesenden - häufig zu einem Teufelskreis: Kratzen löst schlechtes Gewissen aus, welches dann wieder zu vermehrtem Juckreiz mit weiterem Kratzen führt.

Wichtig zu wissen - für alle Beteiligten - ist daher die einfache Grundregel: Kritik fördert Kratzen. Auf jeden Fall sollte Kratzen nicht verboten werden. Der Juckreiz ist so stark, daß ihn das Kind willentlich ohnehin nicht kontrollieren kann. Hände festhalten oder gar festbinden ist ebenfalls nicht sinnvoll. Zärtlichkeit und Zuneigung hilft dem Kind mehr. Wichtig ist hingegen die Einübung von Strategien, um die "Kratzanfälle" zu vermeiden bzw. zu durchbrechen. Hingewiesen sei auf die Kratzalternativen: der Mutter/Vater sollte die juckende Stellen liebevoll streicheln, wenn es das Kind wünscht, Ablenken: Geschichten erzählen oder über Dinge reden, die dem Kind Freude machen. Reden Sie dabei aber nicht über die Haut oder über die Krankheit.

Das Kind stellvertretend die Puppe kratzen lassen, autogenes Training (auch schon bei Kindern!) kühlende, feuchte Umschläge mit Wasser oder kaltem Tee (z.B. Kamillentee), oder lauwarmes Abduschen leicht reiben oder kneifen hilft ebenfalls manchen Kindern und ist besser als Kratzen Vermieden werden sollte: Eisbeutel auf die juckenden Stellen zu legen, sehr heißes oder sehr kaltes Wasser, da im Anschluß danach die Haut verstärkt durchblutet wird, was wieder den Juckreiz fördern kann.

Wenn die Eltern merken, daß deren Anwesenheit dem Kind peinlich ist und dessen inneren Konflikt eher verstärkt, sollten Sie das Zimmer verlassen Beobachten Sie, welche Situationen "Kratzanfälle" Ihres Kindes auslösen, und versuchen Sie, diese Situationen zu vermeiden Nachts ist der Juckreiz manchmal besonders stark, zudem können die leichte "Zugänglichkeit" zur nackten Haut, die verminderte Selbstkontrolle im Halbschlaf und übermäßige Wärme unter der Bettdecke das Kratzen fördern. Vor dem Einschlafen sollte sich das Kind immer gut mit der "Basissalbe" eincremen.

Wacht das Kind in der Nacht oder gegen Morgen mit starkem Juckreiz auf, hilft auch hier erneutes Eincremen. Nach einigen Stunden Schlaf kann die Haut schon wieder austrocknen, was den Juckreiz fördert. Spezielle Schlafanzüge, die bis zum Hals geschlossen sind, bewirken das unbewußtes Kratzen vermieden (z.B. Curaderm Neurodermitis Overall) wird. Spezielle zweilagige Stoffe verhindern Reiben am Körper. Die Kosten übernehmen in der Regel die Krankenkassen. Auch Handschuhe aus Baumwolle können nachts unter Umständen das Kratzen verhindern. Auf alle Fälle sollten die Fingernägel stets sehr kurz geschnitten sein.

Antihistaminika machen müde und dämpfen den Juckreiz. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt über einen eventuellen, zeitlich begrenzten Einsatz, z.B. zur Nacht in einem akuten Schub. Die Kinder erscheinen in der Schule unkonzentriert, nervös und zappelig. Der Lehrer sollte daher über die Krankheit Bescheid wissen und nicht mir Ermahnungen reagieren.



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