Schuldgefühle

Bin ich dafür verantwortlich, daß mein Kind Neurodermitis hat?

Grundsätzlich soll noch einmal betont werden, daß die Anlage zu den atopischen Erkrankungen Neurodermitis, Heuschnupfen und Asthma vererbt wird (siehe Abbildung Einflußfaktoren, Seite). Damit die Krankheit ausbricht, müssen zu dieser Veranlagung jedoch noch andere Faktoren hinzukommen – das kann zum Beispiel auch das Verhalten der Eltern sein.

Die Eltern eines an Neurodermitis erkrankten Kindes stehen häufig einer Vielzahl von Problemen gegenüber. In Zeiten von Krankheits­ schüben sorgen sie sich verständlicherweise sehr um ihr Kind, und die vielen Arztbesuche können eine nervliche Belastung für alle Beteiligten darstellen. Manche Eltern haben dem Kind gegenüber auch Schuldgefühle und ein schlechtes Gewissen, weil sie meinen, ihm nicht ausreichend helfen zu können oder es nicht genug zu lieben.

Insbesondere Eltern, die ihr Kind aufopfernd pflegen und ihre eigenen Bedürfnisse in den Hintergrund stellen, geraten schnell in einen Teufelskreis. Die körperliche Erschöpfung, die vor allem dann groß ist, wenn die Nachtruhe immer wieder durch das kranke Kind gestört wird, und die seelische Belastung führen zu Überlastungsreaktionen; aggressives Verhalten oder De­ pres­ sionen können die Folge sein. Infolgedessen haben die Eltern erneut ein schlechtes Gewissen dem Kind gegenüber und reagieren mit noch stärkerer Zuwendung, die eine noch größere Abgespanntheit mit den beschriebenen Folgen nach sich zieht. Derartig starke Gefühlsschwankungen der Eltern verunsichern das Kind und führen bei ihm zu psychischen Spannungen, die wiederum zu vermehrten Hautreaktionen führen.